Atemarbeit | Holotropes Atmen


Das holotrope Atmen ist eine Methode der Transpersonalen Psychologie und Psychotherapie, die das außergewöhnliche Potenzial erweiterter Bewusstseinszustände aktiviert. Mittels beschleunigter Atmung, evokativer Musik und prozessorientierter Körperarbeit wird ein Prozess intensiver Selbsterforschung in Gang gesetzt, der zu nachhaltigen therapeutischen Effekten führt. Demgemäß werden im Praktizierenden Selbstheilungskräfte mobilisiert, einengende Lebensmuster aufgelöst und brachliegende Fähigkeiten wachgerufen. Lebensgeschichtliche Themen einschließlich vorgeburtlicher Erfahrungen und transpersonaler Einflussfaktoren werden in diesen Sitzungen aktualisiert und für spirituelle Einsichten fruchtbar gemacht. Die heilswirksame Integration seelischer und spiritueller Prozesse stärkt das Vertrauen in die innere Weisheit und befähigt dazu, den Herausforderungen des Lebens offener, mutiger und gelassener zu begegnen.


Stanislav Grof und später gemeinsam mit seiner Frau Christina waren die Wegbereiter dieser Methode. Ziel des Holotropen Atmens ist die Integration bewusster und unbewusster Persönlichkeitsanteile und eine Hinbewegung auf Ganzheit & den Kern unseres Wesens.

Eingeleitet durch eine vertiefte und beschleunigte Atmung,  unterstützt von speziell ausgewählter Musik können in diesen etwa dreistündigen Atemsitzungen Erfahrungen gemacht werden, die sich mit der eigenen Lebensgeschichte auseinandersetzen. Es ist so möglich einen tieferen Zugang zu sich zu finden, der mit den üblichen psychotherapeutischen Möglichkeiten nur sehr selten eröffnet werden kann.

Eine Atemsitzung wird immer zu zweit gestaltet. 

Der  Erfahrende liegt auf einer bequemen Unterlage, der Sitter bleibt mit seiner Achtsamkeit beim Erfahrenden und sorgt für einen geschützten Rahmen. Es gibt zwei Atemsitzungen, so daß jeder Teilnehmer sowohl als Erfahrender als auch als Begleitender an diesem Prozeß teilnimmt. In der Regel dauert eine Sitzung etwa drei Stunden. Die Aufarbeitung erfolgt dann im Anschluss in der Gruppe.




Stan Grof

Stanislav Grof, geboren 1931 in Prag, beschäftigt sich seit über 50 Jahren mit erweiterten Bewußt-seinszuständen und gilt international als der maßgebliche Experte für Transpersonale Psychologie. Gemeinsam mit seiner Frau Christina hat er die Technik des „Holotropen Atmens“ entwickelt. Er und seine Mitarbeiter haben weltweit Interessierte, Psychologen und Ärzte in die Technik des Holotropen Atmens ausgebildet. Er ist Gründer und Präsident der lnternationaI TranspersonaI Association (lTA).

Seine Forschungsergebnisse hat er u.a. in folgenden Büchern veröffentlicht:

 

• Topographie des Unbewußten 

• Geburt, Tod und Transzendenz

• Das Abenteuer des Selbstentdeckung

• Die Welt der Psyche

• Psychologie der Zukunft u.v.m.

 

Die Transpersonale Psychologie und die darauf aufbauende Transpersonale Psychotherapie erweitern die klassische Psychologie und Psychotherapie um philosophische, religiöse und spirituelle Aspekte. In der Transpersonalen Psychotherapie werden neben Elementen verschiedener humanistischer Therapieverfahren vor allem meditative Techniken sowie Methoden der Körpertherapie, der initiatischen Therapie von Graf Dürckheim, Holotropes Atmen, schamanische Techniken und andere spirituelle Techniken eingesetzt. 



Musik

Ebenso wie das Atmen wurde Musik und andere Formen der Klangtechnik seit Jahrhunderten als wichtiges Hilfsmittel zur Veränderung des Bewusstseins verwendet. Monotones Trommeln und Singen ist das Hauptwerkzeug der Schamanen in vielen Teilen der Welt. Trommelrhythmen haben nachgewiesener Maßen außerordentlich heftige Wirkungen auf die Hirnaktivität und aus der Kulturanthropologie gibt es genug Beispiele von wirksamen trance-induzierender Instrumentalmusik, Gesängen und Klängen.

Der Einsatz der Musik in den Atem-Sitzungen hilft, alte Emotionen zu mobilisieren und sie für den Ausdruck verfügbar zu machen, sie intensiviert und vertieft den Prozess und sie liefert einen bedeutsamen Kontext für das Erleben. Der kontinuierliche Fluss der Musik schafft eine tragende Welle, die dem Atmenden hilft, schwierige und belastende Erlebnisse zu bewältigen, psychologische Abwehr abzubauen, sich völlig zu entspannen und sich dem Geschehen hinzugeben. Im Übrigen sind das auch Prinzipien, die in der Musiktherapie von großer Bedeutung sind. 

Wenn man Musik als Katalysator für tiefe Selbstexploration und für die Erlebnisarbeit verwenden will, ist es notwendig, eine neue Art des Musikhörens zu entwickeln und sich anders darauf einzustellen, als es in unserer Kultur üblich ist. Es ist wesentlich, sich dem Fluss der Musik völlig hinzugeben, sie im eigenen Körper mitschwingen zu lassen und in ganz spontaner und elementarer Art auf sie zu reagieren.


Das Malen

 

Nach der Atemsitzung wird der Prozess vorerst abgeschlossen durch das Zeichnen. Das Vorgehen ist sehr einfach: der Atmende erhält einen Satz Farbstifte und ein großes Blatt Papier. Er wird aufgefordert, seine Erfahrungen in einer ihm angemessene Art und Weise zu Papier zu bringen. Die Zeichnung trägt zum Verstehen der Erlebnisse bei und es erleichtert die gegenseitige Mitteilung dieser Erlebnisse. 



Körperarbeit

Die letzte Komponente einer Holotropen Atemsitzung ist die Körperarbeit, die nur dann eingesetzt wird, wenn sie sich als notwendig erweist. Manche Sitzungen haben einen so ruhigen Verlauf, dass keine Interventionen dieser Art erforderlich sind. Auch gibt es in den frühen Phasen einer Sitzung nur wenige Situationen, in denen gezielte Körperarbeit notwendig ist. Erst im letzten Teil der Sitzung nach etwa 2 Stunden kann gezielte Körperarbeit notwendig werden, vor allem dann, wenn Atmen und Musik zu keiner vollständigen Entspannung führen. Es wird dann nachgefragt, ob der Atmende verbleibende Beschwerden spürt, welcher Art sie sind und ob eine unterstützende Körperarbeit gewünscht wird. Die Arbeit an einem solchen Problem ist wünschenswert, da sie die Sitzung zu einer klareren Lösung und einer besseren Integration bringt, aber sie ist keinesfalls unbedingt erforderlich. In jedem Fall verschwinden die verbleibenden Symptome mit der Zeit von selbst.


Das Setting

In der Regel wird in einer Gruppe mit etwa 12 - 15 Teilnehmern geatmet. Jeder Atmende hat einen Begleiter, der für alle Belange des Atmenden zur Verfügung steht. Das Privileg, einen anderen Menschen bei einer Erfahrung zu helfen, die tief wirksam und sehr intim ist, ist ein Erlebnis, dessen Kraft keinesfalls unterschätzt werden sollte.

Für den Begleiter ist es enorm wichtig, einen gewissen Grad von Distanziertheit einzunehmen. Dies ist deshalb erforderlich, damit der Begleiter nicht durch zu großes emotionales Miterleben in den Prozess hineingezogen wird oder in seinen eigenen Prozess hineinkommt. Seine Hauptarbeit besteht darin, zu unterstützen, zu schützen und zu umsorgen.

In der Regel dauert eine Sitzung etwa 3 Stunden, dabei liegt der Atmende die ganze Zeit auf der Matte, mit geschlossenen Augen und versucht, eine Haltung  voller Vertrauen und ohne kritisches oder bewertendes Urteil einzunehmen. Zur Unterstützung  wird die Sitzung durch eine Entspannungsphase eingeleitet, die dann von der einsetzenden Musik  abgelöst wird. Die anfängliche Empfehlung, schneller und tiefer zu atmen, wird sich im weiteren Verlauf verselbständigen und es kommt zu Phasen der Aufladung, Entspannung, der erneuten Aufladung und schließlich zum Ausklingen der Sitzung in völliger Entspanntheit. Im Allgemeinen wird während der Sitzung nicht gesprochen. Die Betonung liegt auf dem tiefen emotionalen psychosomatischen Erleben.